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Telefonkunst ist eine in der DDR - Zeit aus der Not geborene Idee. Otto Sander Tischbein und ich haben damit eine Möglichkeit der künstlerischen Kommunikation außerhalb der staatlichen Kontrolle entdeckt. Heute hat sich zwar die Möglichkeit der Telekommunikation in einem Maße entwickelt, daß sie jedwede Vorstellungskraft übersteigt, dennoch ist es möglich, die Telefonkunst als Erweiterung unseres Kunstbegriffes anzuwenden. Das Prinzip ist erst einmal ganz einfach: Man vereinbart einen Termin. Es klingelt das Telefon. Beide Partner heben ab und haben Zeichenmaterial vor sich liegen. Nun kann man sich auf ein Thema einigen und im gegenseitigen Gespräch die gleiche Zeichnung kreieren, aber beide Partner sind je völlig individuell verschiedene Künstler. Der Eine weiß nicht, wie der Andere das gemeinsame Thema verarbeitet. Der eigentliche Reiz ist am Ende, wenn beide Zeichnungen zusammen ausgestellt werden. Eine Steigerung gibt es noch, wenn Tonbandaufnahmen von den Gesprächen aufgezeichnet werden. Es ist eine besondere Form für den Künstler Kontakte aufzunehmen und die gewohnten assoziationauslösenden Strukturen zu erweitern, denn man benutzt automatisch die geistige Erfahrungswelt des Anderen. Ein besonderer Reiz ergibt sich außerdem, wenn es vor Publikum als öffentliche Afführung organisiert wird und das Publikum kann von einem zum anderen Künstler gehen, jedoch die beiden Künstler selbst kennen die Vorgänge des Anderen nicht. Es sind außerdem noch zahlreiche Spielarten des Mediums möglich. Zum Beispiel der Künstler diktiert ein Bild verbal ohne es selbst zu sehen, aber das Publikum erlebt die Performance hautnah - für den Diktierenden ist die Überraschung dann groß. Es ist Homo Ludens ex tempore.

 

 

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